Bevor ich schreibe was Gebet ist, schreibe ich was Gebet nicht ist. Gebet ist keine Zauberei und die Worte des Gebetes sind weder Beschwörung noch Zauberformeln. Es geht nicht darum Gott wie einen Sklaven, oder Diener meiner Wünsche zu behandeln.
Gebet ist die Zwiesprache des Schöpfers mit dem Geschöpf und umgekehrt. Die Formen des Gebetes sind sehr vielfältig. In Gruppen und Gemeinschaften, oder auch in Stille und Einsamkeit.
Ein Gebet stellt mich zunächst nicht vor Gott, sondern vor mich selbst, denn beim Beten kommt oft all das in den Sinn was mich wirklich beschäftigt. Und das ist vermutlich selten Gott. Ein betender Mensch, oder ein Mensch der mit dem Gebet ringt, wird von Gott in einer nicht spürbaren Weise aufgefangen und geführt. Sofern der Mensch Gott treu bleibt, bleibt Gott auch dem Menschen treu und führt ihn immer mehr in Sein (Gottes) Geheimnis hinein. Indem Gott dem Menschen Dinge offenbart, die für den Menschen verborgen waren. Zum Beispiel wahre Selbsterkenntnis, Erkenntnis meines Lebens, der Welt und nicht zuletzt Gottes. Gott führt den Menschen weiter durch Prüfungen und Läuterungen zu einer immer reineren, innigeren und immer mehr intimen Form der Gemeinschaft.
Ziel des Gebetes ist die vollkommene Vereinigung der Seele mit Gott, ohne sich jedoch zu vermischen. Gott ist und bleibt Gott. Mensch ist und bleibt Mensch.