Warum religiöse Gruppen und Gemeinschaften gut, aber manchmal auch gefährlich sein können. Mit „gefährlich“ meine ich nicht so gefährlich, wie etwa ein Verbrecher gefährlich sein kann, oder z.B. ein wildes Tier. Mit „gefährlich“ meine ich eine Verirrung auf dem Glaubensweg, welche den Menschen anstatt näher zu Gott zu bringen, ihn von Ihm sogar noch mehr entfernt. Mitunter kann eine solche Gruppe, oder Gemeinschaft eine Art Unterschlupf bieten, wo man sich wohl fühlen und weder an Probleme, noch an Ängste noch an Beziehungen zu anderen Menschen denken muss. Insbesondere aber nicht an die Beziehung zu sich selbst und an die Beziehung zu Gott.
Ja selbst die Beziehung zu Gott, kann durch solche religiöse Gruppen und Gemeinschaften gestört, wenn nicht gar zerstört werden. Denn sie tun mitunter viel – organisieren, planen, überlegen und setzen manches in die Tat um. Wo bleibt aber bei all dem Trubel, Zeit für mich? Für die Stille, Zeit um in mich zu gehen, zu reflektieren, Zeit für ein stilles, inneres Gebet, Zeit um Jesus einfach nur in die Augen zu schauen, und dabei noch nicht einmal etwas zu sagen, oder etwas Besonderes zu denken. Einfach nur du und Jesus. Und sonst niemand.
Um eine solche Beziehungspflege sollten wir uns bemühen. Doch genau diese Art einer echten, gelebten und unverstellten Beziehung zu Jesus, kann durch zu viel „Bewegung von außen“, gestört werden. So werden wir uns in den Strudel der vielen Dinge, die sich vorgenommen werden, mit hinein gerissen und wähnen uns dabei auch noch so richtig nahe bei Gott zu sein. Denn schließlich tun wir doch so viel für Ihn und Sein Reich, nicht wahr?
Ach weh! So sehr irren sich diese Menschen! Sie lobsingen, lobpreisen Gott, Jesus, und das Kreuz Jesu. Aber was ist mit der Bereitschaft, das Kreuz Jesu anzunehmen, wenn es sich einmal wirklich in den Weg stellt? Was wenn Krankheit kommt, oder Verlust zum Beispiel eines lieben Menschen, Verlust von Eigentum, oder Verlust des Arbeitsplatzes usw. Die Leiden sind sehr vielfältig, doch was ist dann mit dem Lobpreis, wenn das Kreuz kommt? Was mit dem musikalischen Hochhalten des Kreuzes Jesu? „Dein Kreuz lieben und verehren wir“, so wird dort gern gesungen. Aber es ist eben das Kreuz Jesu, das gemeint ist und nicht etwa das eigene!
Und so tauchen wir in die Dynamik dieser Gemeinschaften ein, halten uns Gott jedoch vom Leibe – obgleich wir Seinen heiligen Namen quasi ununterbrochen im Munde führen. In Liedern, in Gebeten oder in Gesprächen. Doch in Wahrheit waren wir noch nie so weit weg von Ihm. Mt 15,8
Ist dies alles aber Gott etwa angenehm? Der Heilige Geist spricht durch Seinen Propheten und sagt: „Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?, spricht der Herr. Die Widder, die ihr als Opfer verbrennt, und das Fett eurer Rinder habe ich satt; das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider. Wenn ihr kommt, um mein Angesicht zu schauen – wer hat von euch verlangt, dass ihr meine Vorhöfe zertrampelt? Bringt mir nicht länger sinnlose Gaben, Rauchopfer, die mir ein Gräuel sind. Neumond und Sabbat und Festversammlung – Frevel und Feste – ertrage ich nicht. Eure Neumondfeste und Feiertage sind mir in der Seele verhasst, sie sind mir zur Last geworden, ich bin es müde, sie zu ertragen. Wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch.“ Jes 1,11-15
Es ist wichtig hierbei zu bemerken, dass Gott in dieser Passage eben das Tun des Menschen anprangert, welches ursprünglich darauf ausgerichtet war Ihn zu loben und zu ehren. Aber es hat sich verselbstständigt und „ver-automatisiert“. So waren diese Menschen nicht mehr wirklich bei Gott mit all ihrem Tun, sondern allein bei dem Tun selbst.
Weiter bei Jes 1,16 spricht der Herr, wie wir uns von jenem verkehrten und nicht Gottgefälligen Tun distanzieren sollen und welcher Dienst Ihm wohl gefällt. Denn ein solcher Dienst ist tot, wenn Er nicht aus der Quelle der lebendigen Beziehung zu Jesus Christus entspringt! Nur Er ist die Quelle des Lebens und alles Guten. Wenn ich aber Gutes tue, ohne mit Jesus in einer solchen Beziehung zu stehen, das heißt, wenn ich nicht in diesem Baum des Lebens eingepfropft bin, was für ein Werk tue ich dort eigentlich und was für Früchte trägt mein Dienst? Denn es kommt ja nicht vom Herrn, sondern von mir. Auch hier belehrt uns Jesus: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes! „. Mt 7,22
Denn eben darauf kommt es ganz alleine an: Jesus Christus zu kennen! Freilich müssen wir zunächst einmal zu uns selbst finden, denn nur dann können wir überhaupt irgendjemandem begegnen, auch Gott. Begegnet der Mensch nicht zu allererst sich selbst, in der Tiefe seines Herzens, so kann er weder Gott, noch irgendeinem anderen Menschen oder Wesen begegnen.
Es soll hier nicht ausgesagt sein, religiöse Gruppen und Gemeinschaften seien nur schlecht, schädlich oder sogar gefährlich. Denn wir sind von unserem gottgeschenkten Wesen her, auf das Leben in Gemeinschaft ausgerichtet. Das Vorbild jeder Gemeinschaft, von Ehe, bis hin zu der Staatengemeinschaft, ist die Allerheiligste Dreifaltigkeit: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Dies ist das vollkommene Vorbild für jede Gemeinschaft und zugleich offenbart es uns, dass auch wir Gemeinschaft brauchen, weil wir auf sie von Gott her, hin geordnet sind. Jeder Mensch sollte jedoch prüfen, inwiefern er sich selbst einbringen und engagieren will, in allzu intensive Gruppenaktivitäten. Oder aber, ob er nicht doch mehr Zeit damit verbringen will täglich in der Heiligen Schrift zu lesen, und Christus wenigstens ein paar Minuten pro Tag in die Augen zu schauen.
Nachtrag: Mit „religiösen Gruppen und Gemeinschaften“ ist keinesfalls die heilige Messe gemeint! Selbstverständlich ist jeder getaufte dazu aufgerufen, sich selbst und alles was sein ist, dem Herrn bei der hl. Messe aufzuopfern, und sodann den Herrn in der hl. Kommunion würdig (das heißt ohne einer schweren Sünde) zu empfangen. Am besten täglich, aber mindestens an allen Sonntagen und kirchlichen Feiertagen.