Mit sich selbst ins Gericht gehen

Der Teufel hasst es, wenn der Mensch mit sich selbst hart ins Gericht geht, denn diese Aufgabe will er übernehmen, wenn wir einmal vor Gott stehen und diese ernsthafte Auseinandersetzung unser lebenlang gescheut haben. Viel lieber beschwichtigt er und beteuert, dass selbst die größte Sünde im Grunde nicht so schlimm sei. Doch wenn es dann einmal so weit ist, wird er selbst das kleinste Vergehen zu einem unverzeihlichen Fehler aufbauschen.

Eben diese ernsthafte Auseinandersetzung scheuen wir, da sie nicht schön und nicht angenehm ist und vor allem, weil sie Konsequenzen hat für unser Denken, Reden und Handeln. Und genau das wollen so viele Menschen nicht aus Bequemlichkeit, Feigheit und Faulheit, oder aus anderen Gründen wie Stolz und Eitelkeit. So wollen wir uns häufig nicht von dem hohen Ross unserer eigenen Meinung über uns selbst, hinunterstoßen, indem wir unser Denken, Reden und Handeln kritisch überdenken und ggf. hart mit uns selbst ins Gericht gehen.

All jene, die es in ihrem Leben niemals unternehmen wollten, hassten später ihre eigene Haltung in diesem Leben, hassten dafür sich selbst, andere Menschen und Gott! Ja, auch Gott. Darum heißt es in der Heiligen Schrift: „sie hassen Mich ohne Ursache“. Und ein furchtbarer Wurm nagt an ihnen ohne Unterlass: „Warum wolltest du nicht hören, als du ermahnt wurdest? Schau doch wo es dich nun hingeführt hat! An einen Ort der ewigen Qual, die niemals aufhört!“. Und niemand wird sich jemals finden, der versteht, der beisteht und tröstet… Der Mensch ist an diesem verfluchten Ort, der Hölle genannt wird, ganz allein. Er und die Würmer (das sind Selbstvorwürfe), die an ihm unaufhörlich nagen.

Der Mensch wird sich selbst beruhigen wollen, sich auch nur eine geringste Erleichterung verschaffen und diesem Selbstvorwurf antworten: „ich habe es nicht gewusst, denn niemand hat mich geliebt und niemand ermahnt!“. Doch da wird sich ein anderer Dämon dazu gesellen und sagen: „nein, sondern du hast es sehr wohl gewusst! Denn Gott hat es in dein Herz geschrieben, aber du hast es unter deiner Faulheit, Feigheit und Impertinenz, unter deinem Stolz, Hochmut und Eitelkeit tief begraben. Und das, was Gott dir geschenkt hat, hast du von dir geworfen und ignoriert“. Und dieser Selbstvorwurf wird wie ein zweiter schrecklicher Wurm an der armen Seele, die sich selbst verflucht und verdammt hat, noch schlimmer und schmerzlicher nagen, als jener.

Wähnen wir uns daher nicht in selbst-trügerischer Überzeugung, Gott verzeiht alles und die Hölle gibt es nicht. Denn wohl verzeiht Gott alles, doch nicht jedem, sondern nur dem, der Ihn darum mit Ernst und Reue bittet und versucht sein Verhalten zu ändern. Dabei zählt es nicht, wenn er wie ein Bergsteiger auf seinem Weg wohl versucht den Berg zu erklimmen, doch immer wieder hinunterstürzt. Nicht diese Abstürze achtet Gott, sondern die Versuche des Menschen, den Berg der Liebe, der Selbstverleugnung, der ehrlichen Selbsthingabe im Dienst am Nächsten und für Gott zu erklimmen. Und Gott selbst wird dem Menschen die Kraft geben, die er braucht und ihn auf diesen Wegen führen, die für ihn am besten sind! Auch dann, wenn der Mensch es gar nicht begreift. Denn Gott der Herr spricht: „Meine Wege sind nicht eure Wege und Meine Gedanken, sind nicht eure Gedanken“. Das Instrument, auf dem Gott die schönste Melodie in unserer Seele erklingen lassen möchte, ist unser Vertrauen Ihm gegenüber.

Darum oh Mensch, der du diesen Text vielleicht sogar bis hierher gelesen hast, scheue dich nicht! Und gehe hart mit dir selbst ins Gericht, damit es später nicht der Teufel für dich tut und dir nicht all das schlimme widerfährt, was hier beschrieben ist.

Gott mit dir!